Cord Maske.png
CM .png

"Geritten, bevor ich laufen konnte"


Cord Mysegaes übernimmt vom Bruder das richtige Pferd und gewinnt Bronze bei Olympia


Der Erfolg mit der Mannschaft 1992 in Barcelona bleibt unvergessen.

Vielseitigkeitsreiter Cord Mysegaes ist 2010 wieder erfolgreich ins Turniergeschehen eingestiegen.


Der Teamgeist im olympischen Dorf und das hautnahe Verfolgen des Zieleinlaufs beim 100-Meter-Rennen sind immer noch seine ganz persönlichen Höhepunkte von Olympia 1992 in Barcelona: Der Delmenhorster Cord Mysegaes erreichte damals auch sportlich Großes, denn mit einem gerissenen Steigbügel holte der Reiter Mannschafts-Bronze in der Vielseitigkeit.

Noch immer liegt dem heute 42-jährigen gefragten Lehrgangsleiter nicht nur das Siegen, sondern vor allem das Wohlergehen und korrekte Training seiner Pferde am Herzen.


In der reitsportbegeisterten Familie Mysegaes ging der Blick der drei Söhne schon früh über die umliegenden Ponyweiden am Delmenhorster Stadtrand. "Ich bin geritten, bevor ich laufen konnte", sagt der heutige Realschullehrer. Mit sechs Jahren ritt er sein erstes Turnier noch ohne Sattel, der ältere Bruder Bernd entschied sich dann für die Vielseitigkeit, zuerst noch mit seinem Bruder nur als Pfleger - doch der fand schnell selber Gefallen am Geländereiten. Vater Wilfried trainierte nun beide - und das mit Erfolg: Die Teilnahme an den Deutschen Meisterschaften war für Cord Mysegaes möglich geworden, aber aufgrund des Leistungsdrucks und des jungen Alters entschieden die Eltern dagegen. Richtig startete er aber als 16 - Jähriger mit "Mon Petit" durch, den er von Bruder Bernd übernahm, der später augenzwinkernd bemerkte: "Da habe ich wohl das falsche Pferd abgegeben", denn es folgte gleich der Sieg auf den Europameisterschaften der Junioren 1984. Trainiert wurde Cord Mysegaes damals zusätzlich vom Vielseitigkeitsexperten Horst Karsten, der vor wenigen Tagen seinen 75. Geburtstag feierte und bis heute sein Mentor ist. "Das Training war und ist großartig", so Mysegaes, der 1987 als "Junger Reiter" Gold mit der Mannschaft holte.


Sein damaliges Olympiapferd: "Ricardo" war in einem neuen Geschäftsmodell vom Deutschen Olympischen Komitee Reiten geleast und der Vertrag wurde nur nach jedem erfolgreichen Start verlängert. Und das war gar nicht so einfach zu schaffen: Noch im März 1992 lief "Ricardo" bei einem Vielseitigkeitsturnier an Hindernissen vorbei oder blieb stehen. Aber Karsten glaubte an das Paar. Und das zu Recht: Mysegaes wurde ins olympische Team berufen und holte Bronze mit seinen Mannschaftskollegen Ralf Ehrenbrink, Herbert Blöcker und Mathias Baumann. "Das war schon ein wahnsinniges Gefühl", schwelgt der passionierte Reiter. Leider endete der Leasingvertrag für "Ricardo" mit Olympia, so dass er zuerst mit der Medaille, aber ohne Pferd nach Hause kam.

Dass dieses Paar nicht einfach so getrennt werden sollte entschied Robert Vietor aus Hude und kaufte kurzerhand "Ricardo" sowie das Vielseitigkeitspferd "Chuckles" und stellte sie ihm zur Verfügung. Starts und Platzierungen bis zur Deutschen Meisterschaft folgten, eine Verletzung bei der letzten Olympiaqualifikation für Atlanta verhinderte aber eine erneute Teilnahme 1996.


Cord Mysegaes ist 2010 wieder erfolgreich ins Turniergeschehen eingestiegen. Voll unterstützt bei allen reitsportlichen Ereignissen wird er seit zwanzig Jahren von Ehefrau Anja, die gerne mit auf Turniere fährt.